SFB 303 Discussion Paper No. A - 568


Author: Hildenbrand, Werner
Title: Thünen Vorlesung "Zur Relevanz mikroökonomischer Verhaltenshypothesen für die Modellierung der zeitlichen Entwicklung von Aggregaten"
Abstract: In dieser Arbeit zeige ich, daß bei einer Erklärung der zeitlichen Änderung von Aggregaten die explizite Modellierung des Aggregationsprozesses eine entscheidende Rolle spielt. Der traditionelle Ansatz betont - fast ausschließlich - die Modellierung des Verhaltens der einzelnen Wirtschaftssubjekte und vernachlässigt - fast gänzlich - die Modellierung der sich ändernden Zusammensetzung der heterogenen Population. Ich argumentiere für eine Umkehrung der Betonung. In der vorgetragenen Theorie spielt die Modellierung der individuellen Verhaltensweisen nur eine untergeordnete Rolle. Die Hauptrolle spielt eine möglichst gute Modellierung der zeitlichen Entwicklung der Zusammensetzung der Population, beschrieben durch die Verteilung der beobachtbaren Haushaltsattribute. Eindeutigkeit, Stabilität und komparative Statik - des Allgemeinen Gleichgewichts beruhen bekanntlich nur auf gewissen Eigenschaften des aggregierten Überschußnachfragesystems. Die Nutzenmaximierungshypothese allein impliziert jedoch nicht diese wünschenswerten Eigenschaften, es sei denn, man ergänzt sie durch Ad-hoc-Annahmen an die individuellen Nutzenfunktionen. Die benötigten Struktureigenschaften des aggregierten Überschußnachfragesystems in einem Allgemeinen Gleichgewichtsmodell - ohne die das Modell der Allgemeinen Gleichgewichtstheorie inhaltsleer ist - lassen sich bekanntlich nicht aus akzeptablen Hypothesen über individuelles Verhalten allein rechtfertigen. In diesem Vortrag möchte ich eine sehr einfache Frage von grundsätzlicher Bedeutung diskutieren: Falls man die zeitliche Entwicklung, etwa der aggregierten Nachfrage oder der aggregierten Sparquote, einer großen und heterogenen Population von Haushalten modellieren möchte, braucht man dann überhaupt ein explizites Modell über das Verhalten der einzelnen Haushalte? Welche Kenntnis oder welche Information über das individuelle Verhalten wird wirklich benötigt, um eine Relation zwischen Aggregaten abzuleiten?
Keywords:
JEL-Classification-Number:
Creation-Date: Dezember 1997
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26.10.1999, Webmaster