SFB 303 Discussion Paper No. A - 178


Author: Bös, Dieter
Title: Volksaktien
Abstract: Diese Arbeit zeigt, da Privatisierung mit Hilfe von Volksaktien eine relativ kostspielige Politik darstellt. Die Aktien müssen mit hohem Preisnachlaß verkauft werden, damit breite Bevölkerungsschichten, auch solch mit niedrigerem Einkommen, bereit sind, diese zu kaufen. Gerade wegen dieses hohen Preisnachlasses besteht dann die Versuchung der Käufer, durch schnellen Verkauf der Papiere den Gewinn zu sichern. Dies muß wiederum durch kostspielige Bonus-Systeme verhindert werden. Wie weit eine solche Politik langfristig wirklich Erfolg hat, ist nach wie vor zu bezweifeln. Sowohl in Österreich als auch in der Bundesrepublik Deutschland war der Erfolg nur kurzfristig. Die Beispiele in Frankreich und England sind noch nicht alt genug, um tatsächlich Schlußfolgerungen hinsichtlich der langfristigen Wirksamkeit der Politik ziehen zu können. Eine boshafte Sicht der Volksaktien würde davon ausgehen, daß die Volksaktie nur erforderlich ist, um im politischen Prozess eine weitreichende Zustimmung zu weitreichenden Privatisierungen zu erhalten. Schon Regierung dann schuldig, durch geeignet gewählte Anreizsysteme dafür zu sorgen, daß diese Aktien auch wenigstens eine gewisse Zeit lang in dieser breitgestreuten Eigentümerschaft, zum Teil auch niedrigerer Einkommenschichten, bleibt. Längerfristig könnte eine konservative Regierung allerdings durchaus wohlwollend der Tatsache zusehen, daß die Aktien aus den Händen derer, die sie ursprünglich gekauft haben, in die Hände der typischen Anleger für solche Risikopapiere übergehen. Soweit dies Private sind, wären es eben leitende Angestellte, höhere Beamte und freiberuflich Tätige. Ansonsten wären es speziell institutionelle Anleger, auf die die Aktien im Endeffekt dann übergehen.Großbritannien und Frankreich sind gerade dabei, die erste Stufe dieses Prozesses zu durchlaufen. Österreich und die Bundesrepublik Deutschland haben sich offenbar entschlossen, die gegewärtig anstehenden Privatisierungen (die ja umfangmäßig auch wesentlich weniger weit reichen als die in Großbritannien und in Frankreich) ohne Heranziehung des Konzepts der "Volksaktien" durchzuführen. Es wird in fünf oder zehn Jahren eine ökonomisch reizvolle Aufgabe sein festzustellen, wie die jetzige Politik Großbritanniens bzw. Frankreich zu bewerten sein wird.
Keywords:
JEL-Classification-Number:
Creation-Date: Juli 1988
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26.10.1999, Webmaster