SFB 303 Discussion Paper No. A - 161
Author: von Weizsäcker, Robert K.
Title: Demographischer Wandel, Staatshaushalt und Einkommensverteilung
Abstract: Aufbauend auf den empirischen Erkenntnissen jüngster Panelstudien wird in dieser Arbeit ein einfaches,
deskriptives Modell des individuellen Alters-Einkommens-Profils formuliert, das über die reinen
Verlaufsresultate hinaus zwei empirisch untermauerte Zusammenhänge berücksichtigt, die im hiesigen Kontext
von erheblicher Bedeutung sind, bisher aber nur partiell von der verteilungstheoretischen Literatur beachtet
wurden. Zum einen trägt es der Tatsache Rechnung, daß das Einkommensprofil nicht nur vom eigenen Alter,
sondern auch von dem der übrigen Marktteilnehmer abhängt: Freeman (1979) wies nach, daß der
Lebenszyklusverlauf des individuellen Einkommens eine unmittelbare Funktion der Altersstruktur der
Bevölkerung ist. Zum anderen berücksichtigt es negative Anreizwirkungen der staatlichen Besteuerung, wie sie
insbesondere von Hausman (1985) aufgedeckt wurden. Jene sogenannten "Disincentive"-Effekte beziehen sich
nicht nur auf das Steuersystem an sich, sondern auch auf die Ausgestaltung sozialer Sicherungssysteme, deren
neuerliche Finanzierungsprobleme maßgeblich von demographischen Faktoren bestimmt sind. Um einen Teil der
hier sichtbar werdenden Interdependenzen zu erfassen, werden zwei fiskalische Systeme in das Modell
integriert: ein lineares Steuersystem sowie ein umlagefinanziertes Rentenversicherungssystem. Eine Einbettung
jener Systeme führt indes nur dann zu ökonomisch interessanten Ergebnissen, wenn die Rentner, eine in der
Verteilungstheorie oft vernachlässigte Gruppe, explizit in das Modell eingehen und gleichzeitig die
Finanzierbarkeit der Staatsaktivitäten Beachtung findet. Während ersteres in Anlehnung an bestehende
Rentenformeln geschehen kann, erfordert letzteres einen Schritt in die nächsthöhere Ebene: die Makro-Ebene.
Diese erreicht man durch eine entsprechende Aggregation über Individuen und Altersgruppen.Der so entworfene
Ansatz vermag eine Reihe von demographischen Verteilungsinteraktionen zu identifizieren. Das Freeman-
Resultat impliziert einen direkten Effekt der Altersstruktur auf das Alters-Einkommens-Profil, welches
seinerseits den Grundbaustein für die Aggregation legt. Integrativer Bestandteil jenes Übergangs von der Mikro-
zur Makro-Ebene ist ebenfalls der Altersaufbau der Bevölkerung. Hier manifestiert sich ein zweiter direkter
Demographie-Effekt. Dieser wiederum wirkt über seinen Einfluß auf die staatlichen Budgetrestriktionen auf die
Mikro-Ebene zurück, denn eine Beachtung jener Finanzierungsbeschränkungen läßt die finanzwirtschaftlichen
Instrumente des Staates zu Funktionen demographischer Größen werden; aufgrund der individuellen
Anpassungsreaktionen ist davon dann nicht nur die Verteilung der Nettoeinkommen, sondern auch die der
Bruttoeinkommen betroffen. Indirekt greift hier somit die Alterskomposition in den Entstehungsprozeß der
individuellen Einkommen ein, was eine weitere Runde demographischer Distributionseinflüsse
eröffnet.Abschließend sei betont, daß das Hauptziel der vorliegenden Arbeit darin besteht, einen analytischen
Rahmen zu präsentieren, der eine konsistente Untersuchung der skizzierten Interdependenzen erlaubt. Die
konkreten Ergebnisse sind freilich weniger dazu geeignet, definitive Antworten zu geben oder empirische
Wahrheiten zu verkünden, als vielmehr den Verteilungspolitiker vor übereilten Entschlüssen zu warnen.
Keywords:
JEL-Classification-Number:
Creation-Date: April 1988
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